Neue Kultur Homeoffice? Die Angst vor dem Kontrollverlust
Während in der ersten Welle der Covid19-Pandemie viele Unternehmen ihre Mitarbeiter flächendeckend ins Homeoffice schickten, sieht es jetzt im Herbst und beginnenden Winter ganz anders aus. Doch was hat sich verändert und warum ist es für viele Führungskräfte noch immer problematisch, die eigenen Mitarbeiter aus ihren eigenen vier Wänden heraus arbeiten zu lassen?
Schneller zurück ins Büro, als gut für uns war
Wie viele Mitarbeiter berichteten, wurde im Frühjahr unter Hochdruck die notwendige Infrastruktur für das Homeoffice geschaffen. Von der Anschaffung entsprechender Endgeräte bis zur Erhöhung der Anbindungen für den externen VPN-Zugang haben viele Unternehmen viel Geld, Zeit und Energie in diese Umstellung gesteckt. Doch als die Krise im Frühsommer an Bedeutung verlor und somit die Vorsicht geringer wurde, beorderten die meisten Unternehmen ihre Mitarbeiter sofort wieder zurück an die Schreibtische in den Büros. Sogar Großraumbüros mussten zum großen Teil wieder besetzt werden, sobald die Inzidenzen vor Ort fielen. Doch woran liegt dies?
Befragungen zeigen, dass Führungskräfte Kontrollverlust befürchten
Entgegen aller Zahlen und Beweise, geben die meisten Führungskräfte an, dass die Mitarbeiter im Homeoffice schlechter zu kontrollieren seien und deswegen weniger Arbeit leisten würden. Das sind starke Aussagen, wenn die Zahlen eigentlich zeigen, dass im Homeoffice viele Mitarbeiter sogar mehr und besser arbeiten, als an ihrem Arbeitsplatz. Das bedeutet, dass die nackten Kennzahlen wohl keine echte Aussagekraft haben. Betrachtet man die in Deutschland übliche Führungskultur, kann es also nur der fehlende Grad an Kontrolle und Überwachung sein, welcher die Führungskräfte antreibt. Und genau hier entsteht ein ernstes Problem, welches in Zukunft viele Unternehmen nachhaltig beschädigen wird. Denn die Führungskultur ändert sich in den großen Unternehmen der ganzen Welt. Begriffe wie Work-Life-Balance sind nicht erst seit gestern in aller Munde. Dennoch gibt es in Deutschland noch immer Unternehmen, welche kompromisslos auf die harten Hierarchie-Ebenen pochen und in denen die Führungskräfte mit Kontrollwahn und Zwang versuchen die Leistung der Mitarbeiter zu erhöhen.
Ein Vorteil: Es ist nicht alles schlecht
Einen Lichtblick gibt es allerdings. Denn es gibt in Deutschland auch Unternehmen, welche die Krise nicht nur als Problem, sondern auch als Chance begriffen haben. In diesen Unternehmen wurde umgedacht und gehandelt. Nicht nur, dass hier Homeoffice-Arbeiten in Zukunft zum normalen Geschäftsalltag gehören sollen, auch die Verringerungen der Büroflächen wurden von diesen Unternehmen in Auftrag gegeben. Somit können diese Unternehmen nicht nur flexibler agieren, sondern auch laufende Kosten sparen und diese unter anderem in die eigenen Mitarbeiter investieren. Es zeigt sich am Markt deutlich, welche Unternehmen die Krise effektiv zur Markenbildung genutzt haben und von ihren Mitarbeitern entsprechend gut bewertet werden. Da davon auszugehen ist, dass Covid19 nicht die letzte Pandemie in den nächsten Jahrzehnten sein wird, sind diese Unternehmen wohl am besten auf die nächste Krise vorbereitet und können dementsprechend sicher am Markt agieren. Dank moderner Technik und einer immer besseren Anbindung in der Breite wird dies in Zukunft ein erheblicher Wettbewerbsvorteil sein. Vor allem wenn man bedenkt, dass auch die Verknappung von Fachkräften diesen Unternehmen in die Hände spielen wird.
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