Die drohende Energiekrise betrifft viele Bereiche. Führende IT-Verbände in Deutschland fordern, dass Rechenzentren unabhängig von ihrer Größe als Teil der systemrelevanten Infrastruktur anerkannt werden müssen. Die Begründung der Verbände ist transparent und nachvollziehbar.
Drei führende Verbände für die Funktionsfähigkeit der modernen Gesellschaft
Die drei größten IT-Verbände in Deutschland, Bitkom, eco und German Datacenter Association (GDA) fordern angesichts der drohenden Krise der Energieversorgung, dass die Bundesregierung die Regelungen prüft, nach denen die einzelnen Rechenzentren zur kritischen Infrastruktur gezählt werden. Denn hier gäbe es erheblichen Verbesserungsbedarf, um das digitale Leben in Deutschland auch im Fall einer Krise abzusichern.
Von großen Serverfarmen zu kleinen Rechenzentren
Führende Vertreter der Internetwirtschaft fordern, dass Rechenzentren bei der Energieverteilung bei anhaltender Energieknappheit mit Priorität zu behandeln seien. Dafür sei es dringend notwendig neu zu definieren, welche Serverfarmen als Teil der kritischen Infrastruktur (KRITIS) anzusehen seien. Die Systemrelevanz von Serverfarmen wird aktuell einzig und allein durch deren Größe bestimmt. Und diese wird durch die vertraglich definierte elektrische Leistung bestimmt. Das Problem dabei liegt darin, dass häufig essenzielle Infrastrukturbetriebe wie kommunale Stadtwerke bei kleineren Rechenzentren untergekommen sind. Fallen diese also durch das Raster, kann es zu erheblichen Schwierigkeiten bei der Versorgung kommen. Daher darf die reine IT-Leistung nicht als einziges Kriterium für die Systemrelevanz bleiben.
Die Energie der Rechenzentren nutzbar machen
Rechenzentren verbrauchen nicht nur viel Energie, sie produzieren infolgedessen auch eine ganze Menge Abwärme. Diese muss zwingend aus den Rechenzentren transportiert werden und geht aktuell zum größten Teil verloren. Denn bisher wird nur ein geringer Teil der CO2-freien Abwärme in das vorhandene Nah- und das Fernwärmenetz in Deutschland eingespeist. Dies liegt nicht einzig am fehlenden Willen der Betreiber der Rechenzentren, sondern zum größten Teil an der fehlenden Netzinfrastruktur für Fernwärme, welche häufig auf kommunaler Ebene betrieben wird. Ohne eine entsprechende gesetzliche Vorgabe und auch ohne eine Investition des Bundes wird sich in diesem Bereich allerdings nicht viel verändern, da die meisten Kommunen noch immer mit erheblichen Geldproblemen zu kämpfen haben. Aus diesem Grund werben die drei großen Verbände Bitkom, eco und GDA unter anderem dafür, dass die CO2-freie Abwärme als grüne Energiequelle anerkannt werden solle.
Fazit: Die Energieeffizienz von Rechenzentren muss steigen – die Politik ist gefordert
Grundsätzlich wird es in Zukunft immer wichtiger, dass Rechenzentren und Server-Farmen noch stärker auf den eigenen Energieverbrauch achten und nachhaltiger werden. Zwar ist der Energieverbrauch im Vergleich zur Leistung deutlich weniger stark angestiegen, doch wie die aktuelle Lage zeigt, wird Nachhaltigkeit auch in der Energieproduktion für Rechenzentren immer wichtiger. So unterstützt die gesamte Branche das aktuelle Ziel der Ampel-Regierung, dass alle neuen Rechenzentren ab dem Jahr 2027 klimaneutral betrieben werden müssen. Gelingt es zusätzlich noch die Abwärme durch ein Fernwärme-Netz effektiv zu nutzen und somit zugänglich zu machen, könnten große Teile der Infrastruktur von den neuen und auch den bestehenden Rechenzentren deutlich profitieren. Hier ist allerdings zum größten Teil die Politik gefragt, welche durch passende Gesetze und Regelungen den Anstoß geben muss, um solche Lösungen zu ermöglichen.
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